Mid-Career-Crisis

Für den richtigen Job ist es nie zu spät!

Die Karriereleiter ist erklommen, der Beruf angesehen, die Stelle gut bezahlt. Doch soll es die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre genau so weiter gehen?

Das fragen sich viele Menschen in der Mitte des Lebens. Experten sprechen in diesem Fall von einer „Mid-Career-Crisis“. Ein Coaching kann helfen, Ursachen zu finden und Lösungen zu entwickeln.

 

Als „Luxusproblem“ beschreibt eine Klientin im Erstgespräch ihr Anliegen. Sie habe einen Job, um den sie viele Menschen beneiden. So eine Position sei immer ihr Ziel gewesen – und sie habe viele Jahre lang hart dafür gearbeitet.

Nun sei sie angekommen, verliere aber immer mehr die Freude an ihrer Arbeit.

Gleichzeitig findet sie sich selbst „undankbar“. Auch ihr Umfeld kann den Sinneswandel nicht nachvollziehen, sie hat doch alles, was man sich wünschen kann … Offensichtlich nicht. Dabei kann die Klientin selbst gar nicht genau sagen, was ihr fehlt und woher die Unzufriedenheit kommt.

Wo ist der Sinn geblieben?

Sicher ist, dass es sich lohnt, diesem oder ähnlichen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Denn wenn sich irgendetwas nicht mehr richtig anfühlt, ist das zwar erst mal keine schöne Erfahrung. Gleichzeitig liegt darin aber immer eine Chance, die eigene Situation zu hinterfragen und sich neu auszurichten. Schließlich hat Frau oder Mann heute mit Mitte 30, Mitte 40 noch einige Berufsjahre vor sich. Wer die Missstimmung ignoriert und einfach so weitermacht, riskiert körperliche und psychische Beschwerden, häufig Erschöpfungszustände bis hin zum Burn-out.

Die Ursachen der Mid-Career-Crisis

Was aber sind die Ursachen der Mid-Career-Crisis? Mit der weitaus bekannteren Midlife-Crisis gemein hat das Phänomen, dass es häufig mit Sinnfragen einhergeht: Habe ich überhaupt den richtigen Beruf gewählt? Ist es dieser Job wert, dass ich so viele Stunden damit verbringe? Welche Perspektiven sehe ich für die Zukunft? Meist lässt sich Berufliches und Privates dabei nicht trennen. Etwa, wenn sich die eigenen Werte verschieben, vielleicht durch Kinder oder hilfsbedürftige Eltern. Dann scheint es manch einem gar nicht mehr so erstrebenswert, jeden Tag zehn Stunden zu arbeiten. Überhaupt können sich Wünsche und Motive mit den Jahren verändern. Und so kann es passieren, dass auch der Job nicht mehr hundertprozentig passt.

Mut lässt sich lernen

In anderen Fällen kann die Krise schlicht und einfach damit zu tun haben, dass es in der aktuellen Position keine beruflichen Herausforderungen oder Aufstiegsmöglichkeiten mehr gibt. Dabei denken viele, dass ein Wechsel im mittleren Alter schwierig ist – und probieren es erst gar nicht. Tatsächlich braucht jede Veränderung Mut. Angst und Widerstand dürfen dennoch sein und wollen durchaus gewürdigt werden. Gleichzeitig ist angebracht, auch mal groß zu denken und herum zu spinnen, wenn es um ein neues berufliches Ziel geht. Für beides braucht es Raum und Zeit. Am besten ist deshalb, Schritt für Schritt vorzugehen. Also nicht gleich zu kündigen, sondern erst einmal genau zu überlegen, um was es eigentlich geht und wohin die Reise gehen könnte. Die Antworten auf diese Fragen sind dabei genauso individuell wie die Ursachen der Mid-Career-Crisis.

Die Erwartungen der anderen

Die eingangs erwähnte Klientin hat etwa im Coaching herausgefunden, dass ihre Karriere zwar nach Plan gelaufen ist, dieser Plan aber wenig mit ihr selbst zu tun hatte. Eigentlich hat sie immer nur die Erwartungen ihres Umfelds erfüllt. Das will sie in Zukunft anders machen. Einige kleine Dinge konnte sie bereits erfolgreich verändern – und für die Großen hat sie einen langfristigen Plan.

 

 

 

Autorin: Anne Stolle, Coach für berufliche Veränderungsprozesse, www.ast-coaching.de