Me-Time: Wertvolle Zeit gewinnen

Man soll, man muss, man könnte – in unserer schnelllebigen, komplexen und dynamischen Welt gibt es verschiedenste Erwartungen, Ziele und Herausforderungen.

Das Rad dreht sich, es dreht sich immer schneller – vor allem im Berufsleben.

Insbesondere Führungskräfte berichten davon, immer stärker unter Druck zu geraten sowie mehr und intensiver zu arbeiten. Die PsyGeMa Studie der SRH Hochschule Heidelberg bewertet die hohe Arbeitsintensität in Verbindung mit als gering erlebtem Tätigkeitsspielraum als erhebliches Risiko für die psychische Gesundheit.


Die Pandemie hat dies verstärkt – in einer Studie des Wirtschaftsforums für Führungskräfte in Österreich berichten 3 von 4 Führungskräften davon stärker als zuvor gefordert zu sein. Über 50% sagen, dass die dadurch psychisch bzw. physisch belastet sind, jede 6. Person spricht davon sehr belastet zu sein. Bei ca. 500.000 Führungskräften allein in Österreich kann man sich die Dimensionen schnell veranschaulichen!

Es braucht Wege und Ressourcen, um die emotionale Erschöpfung zu reduzieren und die (psychische) Gesundheit zu verbessern.

Was ist Me-Time und was nicht

Ich kenne aus meiner 20-jährigen Zeit in internationalen Konzernen das zuvor beschriebene Spannungsfeld gut.


Man funktioniert, bringt Leistung, berücksichtigt die Bedürfnisse anderer Menschen.


Dabei vergisst man leicht auf sich selbst.


Me-Time bedeutet eingefahrene Bahnen zu verlassen und sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen.

 

Zeit allein.


Manchen fällt es schwer, plötzlich Zeit mit sich selbst zu verbringen - sie landen dann rasch auf Social-Media-Kanälen oder anderen elektronischen Kanälen – dies hat leider keinen großen Effekt.


Die Kunst ist diese Zeit so zu gestalten, dass sie bereichert und Ressourcen schafft – sie setzt dabei direkt an eigenen Bedürfnissen und Interessen an. Genau dort, worum es geht – um die eigene, wertvolle Zeit gut zu verbringen.


Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, diese Phasen für mich zu nutzen – lesen, ein Instrument oder eine Sprache lernen, nachdenken, Sport machen oder einfach Nichtstun.

 

Wichtig ist an den eigenen Bedürfnissen anzusetzen.
Es kann durchaus passieren, dass diese anfangs gar nicht so klar oder von den Routinen noch überlagert sind – sich mit ihnen zu beschäftigen ist bereits eine ausgezeichnete Möglichkeit in der Me-Time.

Reflexion und Coaching als sinnvolle Schritte

Einen Schritt zurückzumachen und sich mit eigenen Themen zu beschäftigen, erlebe ich selbst regelmäßig als wertvolle Komponente in der Me-Time.


Eigene Ziele, Prioritäten, Handlungen oder Emotionen zu reflektieren ist in den täglichen Routinen meist nicht möglich, aber für die psychische Gesundheit ganz zentral.


Wie geht es mir wirklich? Irritiert mich etwas? Mache ich mir etwas vor? Wie sehr füllt mich aus, was ich mit meiner Zeit tue? Womit möchte ich mehr Zeit verbringen, womit weniger? Was hindert mich daran?


Dies sind mögliche Fragen für die Reflexionszeit und helfen, den Dingen auf den Grund zu gehen, auf die Essenz zu kommen.


Manchmal ist es einfacher nicht allein, sondern mit einem Gesprächspartner in grundlegende Fragen einzutauchen - Coaching kann hier zusätzlichen Mehrwert schaffen. Fokus auf die jeweilige Fragestellung, in die Tiefe gehen durch nochmaliges Nachfragen und empathische Begleitung erlauben es noch mehr Perspektiven zu entwickeln. Entscheidend dabei neben einer professionellen Ausbildung: Erfahrung, Gespür für das jeweilige Gegenüber und idealerweise ein ähnlicher beruflicher Kontext.

Weniger ist mehr - die Vorteile von mehr Zeit für Dich

Den Schritt aus den immer gleichen Routinen, aus dem schnell drehenden Hamsterrad zu machen, bewirkt einiges.

1. Sich selbst besser spüren

Eine Nebenerscheinung von (beruflicher) Überlastung ist sich selbst weniger zu spüren. Me-Time hilft dabei Irritationen besser zu bemerken, in sich bewusster reinzuhorchen. Die Wahrnehmung wird so geschärft – dies wirkt sich wiederum auch im Job positiv aus.

2. Kreativer werden

Unser Gehirn ist auf Effizienz ausgerichtet. Unsere Routinen führen dazu, gleichsam „neuronale Autobahnen“ zu schaffen – dadurch erledigen wir regelmäßige Aufgaben sehr schnell. Der Nebeneffekt: weniger genutzte Verbindungen im Gehirn werden „ausgedünnt“ und mittelfristig ersetzt. Die Beschäftigung mit anderen Themen führt dazu, neue Verbindungen im Gehirn zu schaffen. Dies wirkt sich positiv auf unsere Kreativität und die Fähigkeit ungewohnte Probleme zu lösen aus.

3. Klarer denken

Nicht nur ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine kleine, aber regelmäßige Dosis an Me-Time mehr Klarheit ins eigene Leben bringt. Das bewusste Nutzen der eigenen Zeit bewirkt oft, die restliche eigene Zeit anders zu verwenden. Insbesondere die Klärung eigener Bedürfnisse und Ziele spielt hier eine wichtige Rolle.

Es empfiehlt sich Me-Time regelmäßig und in kleinen Brocken zu konsumieren – eher ein paar Stunden in der Woche als 2 Wochen am Stück im Jahr. Dies hilft auch diesen Zustand aktiv zu erfahren, damit zu experimentieren und ihn schätzen zu lernen.


Mein persönliches Ziel für 2022 lautet etwa, pro Woche 4 Stunden am Stück Me-Time während der regulären Arbeitszeit zu planen und umzusetzen – bislang funktioniert dies sehr gut!

Fazit

Me-Time wird teilweise mit verschiedenen Versprechungen verbunden – wir werden schlauer, besser, gesünder, … Es geht dabei aber gerade nicht um Selbstoptimierung, sondern darum den Schritt aus den sonstigen Routinen heraus zu machen.


Das allein ist bereits eine wichtige Entscheidung – Zeit für sich zu nehmen und diese wirken zu lassen. Dadurch werden positive Aspekte entstehen, die vielleicht nicht exakt planbar sind.


Me-Time hat das zum Inhalt, was viele mittlerweile als kostbarstes Gut sehen – die eigene Zeit. Das bedeutet einen Schritt zu machen und die eigene Zeit gezielt und bewusst zu nutzen – für das, was gerade passend ist.


Zeit für mich bedeutet auch die Möglichkeit der Reflexion über die eigene Situation, den Kontext, Ziele und Prioritäten. Coaching eignet sich dabei sehr gut begleitend und unterstützend zu wirken – nutzen Sie dieses Potenzial, es wirkt!

 

 

Text: Markus Eckhart, www.mind-your-business.at